Der gesunde Darm ist Grundlage für unser Wohlbefinden.
Häufiger Stuhlgang
Nach einer operativen Verkleinerung des Enddarms bei einem Rektumkarzinom, aber auch bei
anderen Erkrankungen (z.B. Endometriose) bereichten die Patienten gelegentlich über das
Auftreten von vermehrtem Stuhldrang (bis zu 40 x am Tag) und Durchfälle. Diese Probleme treten
auf, wenn der Darmausgang nicht endgültig verlegt wurde, der Enddarm jedoch stark verkleinert
ist. Oft wird ein Teil des Sigma (siehe Anatomie) zusätzlich entfernt. Die Probleme mit dem
Stuhldrang können auch auftreten, wenn aus dem verbleibenden Darm ein Pouch
(Speichermöglichkeit für Stuhl) geformt wurde. Oft wird nach einer Entfernung oder Verkleinerung
des Enddarms ein vorläufiger künstlicher Darmausgang angelegt. Erst nach Rückverlegung des
Ausgangs (nach 8-24 Wochen) kommt es zu den Problemen mit den häufigen Stuhlgängen, die
leider mit einer Inkontinenz vergesellschaftet sein können.
Durch eine postoperative Strahlentherapie kann es zu einer Starre des vor dem Enddarm
gelegenen Darmsegmentes kommen, so dass die Probleme durch die noch weiter verminderte
Kapazität weiter verstärkt werden. Es kommt zu Stuhldrang, auch wenn nur wenig Stuhl im
verbliebenen Enddarm ist.
Die Behandlung des vermehrten Stuhldrangs ist schwierig. Das Ziel der Behandlung ist, die
Sicherung einer ausreichenden Nachtruhe und möglichst einen Abstand von mindestens zwei
Stunden zwischen den Stuhlgängen zu erreichen. Zuerst sollte die Regulierung des Stuhlganges
durch die Vermeidung von abführenden oder blähenden Speisen und die Aufnahme von
Getränken zwischen den Mahlzeiten versucht werden. Eine Rektoskopie ist notwendig, um eine
kurzstreckige Verengung des Darms im Bereich der Naht zu erkennen und gegebenenfalls zu
beheben. Falls sich damit kein Erfolg einstellt, kann medikamentös mit Loperamid eingegriffen
werden. Dieses Medikament sorgt für eine verminderte Bewegung des Darmes und damit für eine
vermehrte Rückresorption des im Darminhalt befindlichen Wassers. Damit wird das Stuhlvolumen
geringer, der Stuhl wird fester. Bei einer Darmstarre kann jedoch die Wirkung von Loperamid zu
weiteren Problemen führen. Unter Umständen kann auch die Anwendung von
stuhlregulatorischen Medikamenten und leichten Abführmitteln zu einer Besserung führen (vor
allem Flohsamen scheint gut geeignet zu sein). Die gereizte Haut am After kann mit Zinksalben
(z.B. Baby-Creme) geschützt werden. Das Sauberwischen nach der Toilette mit Papier wird oft
nicht gut vertragen, hier sollte die Säuberung mit einer Dusche erfolgen.
Oft spielen sich die Verhältnisse nach einer gewissen Zeit ein. Kommt es nicht zur Besserung,
sollte mittels Analmanometrie der Zeitpunkt der Auslösung des Stuhldranges und die Funktion
des Sphinkters festgestellt werden.Unter Umständen kann die Verwendung eines
Biofeedbackgerätes die Analfunktion und vor allem die Koordination zwischen Enddarm und
Sphinkter verbessern. Sollte sich keine Besserung einstellen und ist der häufige Stuhldrang mit
einer Inkontinenz vergesellschaftet, sollte über die Anlage eines endgültigen künstlichen
Darmausganges nachgedacht werden.
Inkontinenz
Stuhl- und auch Harninkontinenz können nach einer Operation wegen Enddarmkrebs auftreten.
Die Nerven, die die Funktion des Analbereiches und der Harnblase sowie des
Harnblasensphinkters kontrollieren, liegen direkt im Operationsbereich. Während der Operation
werden diese Nerven dargestellt und geschont, so dass die Probleme vermieden werden.
Allerdings ist bei stärkeren Verwachsungen, nach Bestrahlungen und bei großen Tumoren in
einem bestimmten Prozentsatz damit zu rechnen, dass nicht alle Nerven erhalten werden können.
Vor allem bei großen Tumoren und bei Rezidivoperationen kommt die Radikalität vor dem
Funktionserhalt. Die Nervenfunktion kann zeitweise gestört sein und eventuell bis zu einem Jahr
nach der Operation zurückkehren
Die Stuhlinkontinenz kann eventuell durch eine Biofeedbacktherapie behandelt werden. Sollte hier
kein Erfolg zu verzeichnen sein, ist die Anlage eines Anus praeter sinnvoll.
Bei einer Harninkontinenz oder Blasenentleerungsstörung ist die Einlage eines Blasenkatheters in
die Harnröhre oder einer direkten Ableitung aus der Harnblase sinnvoll. Es sollte ein
Blasentraining durchgeführt werden.
Störung der Sexualfunktion
Durch die eventuelle Störung der Nervenfunktion bei einer Operation am Rektum (siehe
Inkontinenz) ist auch die Sexualfunktion beeinträchtigt. Insbesondere die Fähigkeit zur Erektion
geht bei Männern verloren. Gelegentlich kommt es jedoch auch zur Beeinträchtigung des
Samenergusses. Bei Frauen ist eventuell die Schleimbildung beeinträchtigt.
Hier ist ein abwartendes Verhalten und eventuell eine Sexualtherapie angezeigt. Ausweichende
Sexualpraktiken sollten verstärkt verwendet werden. Eine eigentliche Therapie ist leider nicht
bekannt. Eventuell kann ein Medikament helfen, die Schwellkörper bei Mann und Frau stärker
aufzufüllen und so doch noch eine Verbesserung des Sexuallebens zu erreichen.
Wundheilungsstörungen
Wundheilungsstörungen sind häufig. Bis zu 10 % der Patienten haben keinen ungestörten Verlauf
der Wundheilung. Insbesondere die Wunde im ehemaligen Analbereich (nach kompletter
Entfernung des Rektums) neigt zur Abszessbildung. Da der Darminhalt nicht steril ist, kommt es
bei den Operationen am Darm häufig zu Kontaminationen der Wunde, die auf Grund der
Abwehrschwäche nach großen Operationen und bei Krebs vom Körper nicht eliminiert werden
können. Bei diesen Operationen wird der Kampf des Körpers gegen die Bakterien durch die Gabe
von Antibiotika während der Operation unterstützt.
Die Behandlung einer Wundheilungsstörung erfolgt in leichten Fällen mit Antibiotika und Kühlung,
bei schwereren Fällen muss die Wunde eröffnet und gespült werden.