Der gesunde Darm ist Grundlage für unser Wohlbefinden.
Diese Erkrankung ist eine Entzündung des Blinddarmwurmfortsatzes (Appendix vermiformis).
Dieser liegt im rechten Unterbauch und schließt den Blinddarm ab (Anatomie). Der
Blinddarmwurmfortsatz besitzt noch einen kleinen Gang, der Verbindung zum Darm hat und ist
auch mit Darmschleimhaut ausgekleidet. Am Verdauungsprozess nimmt er jedoch nicht teil. Er ist
der zurückgebildete Rest des entwicklungsgeschichtlich viel längeren Blinddarms (beim
Kaninchen dient der sehr lange Blinddarm zur Verdauung von Zellulose). In der Wand des
Blinddarmwurmfortsatzes finden sich sehr viele Lymphgefäße und Lymphknoten. Kommt es zu
einer Entzündung im Blinddarmwurmfortsatz, reagieren diese Lymphgefäße sehr stark und es
kommt zum Verschluss des kleinen Ganges in der Mitte des Wurmfortsatzes, in dem die
Entzündung nun weiter fortschreitet. Das kann bis zum Platzen des Wurmfortsatzes führen.
Entzündungen des Blinddarmwurmfortsatzes sind relativ häufig. 20 bis 30 Prozent der
Bevölkerung müssen sich in ihrem Leben einer Entfernung dieses Organs unterziehen. Die
Entzündung kann schubweise verlaufen und äußert sich in Schmerzen im rechten Unterbauch,
die allerdings auch im Oberbauch beginnen können und sich später im Unterbauch konzentrieren.
Bei einer Verschleppung der Erkrankung kann es zu einer Eröffnung des Wurmfortsatzes
kommen, die eine Bauchfellentzündung nach sich zieht und dann meist in einer langwierigen
Behandlung mündet. In seltenen Fällen kommt es zu einer Abszeßbildung im Bauch oder zur
Ausbildung einer Kotfistel (Verbindung zwischen Darm und Haut).
Einteilung der Appendizitis, mit der Schwere der Erkrankung steigt die Komplikationsrate und
damit die Gefährlichkeit der Erkrankung:
chronische Appendizitis
ältere Veränderungen am Wurmfortsatz
akute Appendizitis
frische Entzündung, verdickter Wurmfortsatz
gangränöse Appendizitis
teilweise "verfaulter" Wurmfortsatz
perforierte Appendizitis
Wand des Wurmfortsatzes bereits durchbrochen
Schmerzen im rechten Unterbauch sollten zum Arzt führen. Die geeignete Therapie in
eindeutigen Fällen ist die Operation, in deren Verlauf der Wurmfortsatz entfernt wird. Das kann
mit einem Schnitt im rechten Unterbauch (konventionelle Methode) oder auch mittels
Bauchspiegelung (laparoskopische Methode) erfolgen. Insbesondere bei unklaren Fällen bietet
sich die laparoskopische Methode an, da der gesamte Bauch mittels Kamera betrachtet werden
kann. Auch Erkrankungen, die nicht vom Blindarmwurmfortsatz stammen, können so erkannt und
gegebenenfalls behandelt werden. Vor allem Mädchen und Frauen im gebährfähigen Alter
profitieren von der Methode. Dagegen hat die konventionelle Methode Vorteile, wenn der
Blinddarmwurmfortsatz sehr stark verändert ist, da er sich dann oft nicht oder nur sehr aufwendig
laparoskopisch entfernen lässt.
Bei der Operation wird der Wurfortsatz gesucht und vollständig entfernt. Nur wenn die
Entzündung bereits auf den Blinddarm übergegriffen hat, muss auch ein kleines Stückes des
Blinddarms entfernt werden. Das ist selten. Problematisch sind Fälle, bei denen sich schon eine
Bauchfellentzündung entwickelt hat. Zu der dann nötigen Einlage einer Drainage, über die das im
Bauch gebildete Sekret ablaufen kann, gesellt sich noch die Gabe von Antibiotika hinzu.
In komplizierteren Fällen kann sich an die Operation ein längerer Krankenhausaufenthalt
anschließen. Normalerweise dauert der Krankenhausaufenthalt drei Tage bis zu einer Woche.
Auch bei Vorstellung von Patienten mit unklaren Befunden im Unterbauch wird der Arzt die
weitere engmaschige Beobachtung, meist im Krankenhaus empfehlen. Eine Appendizitis kann
leider nicht sofort ausgeschlossen werden und entwickelt sich unter Umständen sehr schnell
weiter zu einer komplizierten Erkrankung, die noch vor wenigen Jahrzehnten in den meisten
Fällen tödlich verlief. Die Beobachtung ist nötig, um bei einer Verschlimmerung sofort die
heilende Operation vornehmen zu können. Die Beobachtung im Krankenhaus endet meist dann,
wenn die Beschwerden zurückgegangen sind und eine normale Ernährung möglich ist.