Der gesunde Darm ist Grundlage für unser Wohlbefinden.
Morbus Crohn
Diese Erkrankung ist eine chronische Entzündung des Darms, die meist bei jungen Menschen (20-30 Jahre) auftritt. Die Erkrankung wurde bereits 1932 durch die Ärzte Crohn, Ginzburg und Oppenheimer beschrieben und hat so ihren Namen bekommen. Morbus Crohn tritt in Deutschland nicht sehr häufig auf (5-6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr). Die Erkrankung tritt vor allem zwischen dem 15. und 40. Lebensjahr erstmals auf. Allerdings nimmt die Erkrankung bei unter 20jährigen ständig zu. Frauen sind etwas häufiger betroffen. Familiäre Häufungen sind nachgewiesen. Raucher sind häufiger betroffen. In Südosteuropa nimmt Morbus Crohn derzeit rasant zu, das könnte mit der Veränderung der Lebensbedingungen in diesen Ländern zu tun haben. Häufig entzündet sich das Ende des Dünndarms und der Übergang zum Dickdarm, deshalb wurde die Erkrankung früher auch Ileitis terminalis (Entzündung des Endbereiches des Dünndarms) genannt. Allerdings kann der Befall im gesamten Bereich des Magen-Darm-Traktes lokalisiert sein. Zusätzlich liegt in bis zu 40 % ein Befall anderer Organe und Körperbereiche vor (extraintestinaler Befall), es treten Entzündungen der Gallenwege, der Wirbelsäule, der Haut, des Auges und der Gelenke auf. Die Ursache der Erkrankung ist eine noch nicht näher bekannte Störung im Immunsystem. An der Entschlüsselung dieser Störung wird derzeit an mehreren Zentren in der Welt gearbeitet. Scheinbar liegt auch eine genetische Disposition der Erkrankten vor, da die Krankheit familiär gehäuft auftritt. Möglich ist auch eine Beteiligung von Bakterien, allerdings nicht im klassischen Sinne einer Infektion sondern in einer Variante, die zur vermehrten Antikörperproduktion des Körpers führt. Diese Antikörper wirken nicht direkt gegen die auslösenden Bakterien, sondern greifen die Schleimhaut des Darmes an. Es entwickeln sich Entzündungen, die die gesamte Darmwand einbeziehen. Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass die Produktion spezieller körpereigener Abwehrstoffe (Defensine) bei vielen Erkrankten vermindert ist. Diese verminderten Defensine können so Bakterien nicht abwehren und lassen eine vermehrte Interaktion mit der Darmwand zu. Aus dem jeweiligen Ort der Entzündung ergeben sich die Symptome, die bei Befall des Dickdarms als Durchfälle und Blutungen aus dem Darm beginnen. Weiterhin entstehen Schmerzen und Fieberschübe. Schmerzen im Bewegungssystem treten bei extraintestinalem Befall ebenfalls auf. Bei bis zu 20 % der Patienten treten als erste Symptome Beschwerden am After auf. Da bei einem Befall des Endbereichs des Dünndarms oder Anfangsbereichs des Dickdarms Schmerzen im rechten Unterbauch auftreten, kommt es relativ häufig zu einer Entfernung des Blinddarmwurmfortsatzes, da eine Appendizitis vermutet wird. Die Erkrankung tritt schubweise auf, auch nach längerem krankheitsfreiem Intervall kann sie wieder ausbrechen. Bei längerer Dauer des Befalls treten häufig Komplikationen auf, wie z.B. Verbindungen zwischen befallenen Darmabschnitten, vom Darm zur Harnblase, zu den Nieren oder auch zur Haut Diese Verbindungen heißen Fisteln. Aus diesen Fisteln können Abszesse im Körperinneren entstehen. Häufig finden sich diese Fisteln im Analbereich (sie sind nicht selten das erste Symptom der Erkrankung). Es entstehen durch die Entzündung in den befallenen Darmabschnitten möglicherweise Engstellen (Stenosen), die zu einem Darmverschluss führen können. Auf Grund der durch die Entzündung bedingten mangelhaften Verdauung und Aufnahme der Nährstoffe kommt es oft zu einer Unterernährung vor allem fehlen Vitamine und Spurenelemente. Daraus können Folgen resultieren, wie z.B. Blutarmut und Osteoporose (Knochenerweichung). Patienten mit Morbus Crohn haben wegen der immer wieder auftretenden Komplikationen eine gegenüber der "Normalbevölkerung" etwas erhöhte Sterblichkeit. Wichtig ist deshalb, die medikamentöse Therapie so konsequent wie möglich durchzuführen. Als Spätschaden kommt es bei Crohn-Patienten bis zu dreimal häufiger zu bösartigen Erkrankungen des Darms, da die andauernden Entzündungen zu einem erhöhten Entartungsrisiko führen.
Aus der Vielzahl der Symptome und der Komplikationen ergibt sich, dass die Krankheit einer spezialisierten Behandlung bedarf. In den größeren Städten sind Ärzte mit einer Spezialsprechstunde für Morbus Crohn-Patienten zu finden. Insbesondere an Universitätskliniken und großen Krankenhäusern finden Sie diese Spezialsprechstunden. Patienten mit einer bekannten Crohn-Erkrankung sollten diese Ärzte unbedingt aufsuchen, um die Aktivität der Krankheit überwachen und die medikamentöse Therapie optimal einstellen zu lassen. Bei der medikamentösen Behandlung kann die Einnahme von Steroiden (Kortison) oder speziellen, das Abwehrsystem des Körpers unterdrückenden Medikamenten (Immunsuppressiva) notwendig sein. Vor allem bei einem sehr schweren Anfall werden Immunsuppressiva (Azathioprin und Methotrexat) eingesetzt. Methotrexat scheint auch als Dauermedikament zu einer verringerten Anzahl an Entzündungsschüben zu führen. In einer Studie wurde auch ein zusätzlicher Nutzen von Wachstumshormon nachgewiesen. Eine Zusammenfassung der momentan empfohlenen immunsuppressiven Behandlung zeigt die Seite "Immunsuppression". Allerdings werden diese Medikamente nur eingesetzt, wenn Kortikoide oder Azetylsalizylsäurederivate nicht wirken. In den letzten Jahren wurden auch Tumornekrosefaktoren zur Therapie des Morbus Crohn eingesetzt. Besonders bei der Therapie von Fisteln ist dieses Medikament (Infliximab) gegenüber der Standardbehandlung von Vorteil. Inzwischen stehen zwei neue Tumornekrosefaktor-Antikörper vor der Zulassung. In einem neueren Artikel konnte gezeigt werden, dass die Heilungschancen steigen, wenn mit dem Rauchen aufgehört wurde. Die Therapie schlägt bei 20 % der Patienten, die mit dem Rauchen aufgehört haben besser an. Treten Komplikationen ein, sollten spezialisierte Kliniken aufgesucht werden, die die Komplikationen in Zusammenarbeit mit dem Crohn-Zentrum bzw. der Crohn-Sprechstunde therapieren können. Neben den spezialisierten Gastroenterologen sollte vor allem eine Chirurgische Abteilung, die sich mit der Erkrankung auskennt, vorhanden sein. Abszesse müssen unbedingt entlastet werden. Auch Fisteln mit Verbindung zum Harnwegssystem oder zur Haut müssen verschlossen werden. Eine spontane Abheilung dieser Fisteln ist sehr selten. Wenn keine Ernährungsstörungen auftreten, können Fisteln zwischen den Darmabschnitten belassen werden. Oberflächliche Analfisteln müssen chirurgisch behandelt werden, da die Störung der Kontinenz (Vermögen, Stuhl oder Urin zu halten) nicht anders zu behandeln ist und nicht selten eine Schädigung des Analbereiches durch die andauernde Entzündung eintritt. Patienten mit komplizierten Analfisteln und einem Morbus Crohn profitieren von einer Behandlung mit Immunsuppressiva oder TNF-Blockern zusätzlich zur operativen Sanierung. Die Ausheilungsrate der Fisteln steigt an, wenn diese Medikamente gegeben werden. Auch die alleinige Behandlung mit Immunsuppressiva oder TNF-Blockern läßt die Fisteln in bis zu 80 % abheilen, sie treten jedoch in mehr als der Hälfte der Fälle nach Absetzen des Medikaments wieder auf. Problematisch können allerdings die Nebenwirkungen von TNF-Blockern sein. Höhergradige Stenosen des Darmes sollten immer operiert werden, um einem Darmverschluss vorzubeugen. Bei Eintritt eines Notfalles (hohes Fieber, Darmverschluss) muss umgehend ein Arzt konsultiert werden, der vorerst eine Entlastung schaffen wird und dann an die richtige Stelle weiterleiten wird. In einer neueren Untersuchung zeigte sich, dass Patienten mit Morbus Crohn, die das Rauchen aufgeben, das Risiko einer erneuten Verschlimmerung senken. Alle Raucher mit Morbus Cohn sollten also damit aufhören. Auch die Stammzellforschung hat den Crohn erreicht. In einer ersten Studie wurden 12 Patienten, bei denen Medikamente nicht mehr wirksam waren, mit Stammzellen behandelt. 11 dieser Patienten waren nach dieser Therapie in einer anhaltenden Remission, das heißt, sie hatten keine oder nur noch verminderte Symptome. Diese Forschung muss jedoch weitergeführt werden, bevor eindeutige Resultate vorhanden sind und diese Methode in den Alltag übernommen werden kann.